Montag, 15. Dezember 2014

Leben mit RCM



Es wird wohl Zeit meine abschließenden Worte hier drunter zu setzen, für den Fall, dass andere Informationen über RCM suchen.

Wie die meisten wissen, kam Meeko 2010 schon mit ca. 5-6 Jahren zu uns (vielleicht auch älter), er hatte einige Baustellen (FIV; FORL; Polyp im Ohr; CNI) schon mit sich gebracht, die es zu behandeln galt.
Und im Mai 2014 gab es dann die Diagnose RCM.

Ich würde gerne jetzt hier einige Infos und Erfahrungen zusammentragen, die MIR geholfen haben. Es soll kein Patentrezept sein, aber ich weiß, dass ich damals selbst auf der Suche nach Infos und vor allem Erfahrungen war und diese kaum gefunden habe.

Zunächst will ich erstmal ein paar allg. Infos zusammenfassen und gehe dabei dann auf unsere Erfahrungen ein.

Was ist also RCM?

RCM steht für restriktive Kardiomyopathie, es ist eine häufige Herzerkrankung bei Katzen. Genau gesagt eine Herzmuskelerkrankung. Der Herzmuskel versteift sich, so dass das Herz sich nicht mehr mit ausreichend Blut füllen kann, dadurch zu wenig Blut in den Körper gepumpt wird und es sich zurück in den Lungenkreislauf staut.
Im Spätstadium sammelt sich dann Wasser in der Lunge (Lungenödem) oder in der Brusthöhle (Thoraxerguss), dies führt zu Atemnot und Schwäche.
RCM ist eine erworbene Krankheit, sie bildet sich also im Laufe des Katzenlebens. Die Ursache ist bis dato nicht endgültig geklärt.

Was sind die Symptome? Was tue ich im Notfall?

Symptome treten meist erst in den Spätstadien auf. Sprich, wenn es zu Wasseransammlungen in der Lunge oder in der Brusthöhle kommt. Die Katze hat dabei akute Atemnot, die sich schnell verschlechtert. Die Katze fängt an zu hecheln! Hecheln, bei einer Katze, ist nicht normal! In diesen Fällen muss SOFORT gehandelt werden. Am besten fährt man direkt in eine Tierklinik, die über ein Sauerstoffzelt verfügt. Mittels Röntgen wird dann direkt festgestellt ob ein Lungenödem und/oder ein Thoraxerguss vorliegen und dieser muss sofort behandelt werden. Dabei wird die Katze stationär aufgenommen und eine Entwässerungstherapie wird durchgeführt. Auch bei Ohnmachtsanfällen - ein weiteres Symptom - muss sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Sollte die Katze an einer akuten Lähmung leiden, kann dies ebenfalls ein Zeichen der RCM sein, auch hier ist der Tierarztbesuch dringend erforderlich.

Wie ist der Verlauf der Krankheit?

Zu Beginn zeigen sich keinerlei Symptome, die Krankheit kann nur mittels Ultraschall sicher diagnostiziert werden. Die Katze zeigt sich eigentlich gesund, evtl. kann der Tierarzt beim Abhören ein Herzgeräusch feststellen, aber das ist nicht immer der Fall.

Wie sieht die Therapie nun aus?

Das kommt immer auf das Stadium an. Wird die Krankheit früh erkannt (also wenn noch keine Symptome aufgetreten sind), ist i.d.R. keine Therapie notwendig.
Im symptomatischen Stadium (sobald also das erste Lungenödem/Thoraxerguss aufgetreten ist) muss mittels Medikamenten behandelt werden. Die Behandlung besteht meist aus einem entwässernden Medikament und einem kreislaufunterstützenden Medikament (ACE Hemmer). Liegen Herzrhythmusstörungen vor, müssen diese auch mit behandelt werden. In seltenen Fällen ist es notwendig, die Wasseransammlungen mittel Punktieren zu behandeln.
In jedem Fall muss aber die Katze DAUERHAFT therapiert werden.

Was kann ich also konkret noch tun?

RCM bedeutet die Lebensqualität zu erhalten. Das heißt: So lange alles die Katze macht, Spaß macht, soll sie es auch weiterhin tun. Kleine Ausnahmen sind z.B. das man keine salzigen Speisen der Katze mehr gibt (z.B. vom Tisch), zu viel Salz kann dem Herzen schaden. Auch sollte man die Katze nicht zu anstrengenden körperlichen Aktivitäten motivieren.
Gewöhnt euch bitte an die Ruheatemfrequenz zu ermitteln (ein Heben und Senken des Brustkorbs = 1 Atemzug). Diese sollte über eine Minute gezählt werden, am besten wenn die Katze schläft. Die Ruheatemfrequenz sollte unter 45/Minute liegen. Steigt die Frequenz dauerhaft an, kann dies ein Anzeichen auf Wasseransammlungen sein, dann sollte ein Tierarzt kontaktiert werden.
Weiterhin sollte man in regelmäßigen Abständen eine Folgeuntersuchung (Herzultraschall durch Kardiologen) durchführen lassen.

Wie sieht nun die Prognose aus?

Tja das ist so eine Sache, das wird niemand genau bestimmen können und dazu wird auch kaum jemand etwas schreiben. Die sog. mittlere Überlebenszeit ab dem symptomatischen Stadium beträgt ca. 5 Monate. Das kann natürlich absolut variieren und ist abhängig auch davon wie gut Katz die Medikamente verträgt und wie schwer die Krankheit schon ist.


Wie sah nun Meekos Verlauf aus?

Nun alles begann Ende April, Meeko hechelte und er pumpte (atmete) sehr schwer! Die TA vermutete eine Lungenentzündung (die Symptome sind eben ähnlich). Da es aber nicht besser wurde, ging es direkt 2 Tage später in die Tierklinik. Dort wurde erstmal geröntgt und festgestellt, dass er ein Lungenödem UND einen Thoraxerguss hat. Der Kardiologe machte ein Herzultraschall, nachdem man Meeko stabilisierte und man stellte RCM fest.
In dem Stadium (ein Lungenödem + Thoraxerguss gleichzeitig und das stark veränderte Herz) spricht man schon vom absoluten Endstadium. RCM ist nicht heilbar, das mussten wir uns auch klar machen. Die Prognose, aufgrund des schlechten Zustandes, betrug für uns 3-6 Monate. Andere Katzenhalter, von denen ich las, die aber alle nicht ein Lungenödem und Thoraxerguss gleichzeitig hatten, bekamen eine Prognose von ca. 12 Monaten.
Ich weiß, wie schrecklich diese Diagnose ist und wie hilflos man ist. Man darf aber nicht verzweifeln!!! Meeko reagierte in der Klinik sehr schnell auf die Behandlung und sein Zustand besserte sich, daher war es völlig klar, dass wir nicht aufgeben (auch wenn es hier keinen Kampf zu gewinnen gab). Nach einigen Tagen durfte Meeko dann mit einer Masse an Tabletten nach Hause. Wichtig: Ohne Tabletten reden wir hier nicht mehr von Monaten, das Herz konnte in diesem Stadium ohne Hilfe der Tabletten nicht mehr pumpen!
Meeko bekam zunächst Vetmedin (2x täglich) und Dimazon (3x täglich), ja es ist bedeutet auch ein Tablettenbuch zu führen, die Uhrzeiten aufzuschreiben, damit man z.B. bei Dimazon immer min. 8 Stunden Abstand einhält (bitte die Packungsbeilage lesen!!!).
Da sich Meeko Zustand schnell verbesserte, reduzierte man das Entwässerungsmedikament (Dimazon) auf 2x täglich. Die Rechnung kam prompt - Atemnot - Erhöhung der Einzeldosis war dabei wieder die Folge. Des Weiteren gab es noch zur Unterstützung 1x pro Tag Fortekor (ACE Hemmer).
Unser Alltag war eigentlich wie immer, okay mit einem Haufen Medikamenten, aber ansonsten hat man Meeko nichts angemerkt! Er spielte, er kuschelte, er fraß. Leider hatten wir nach 4 (oder 6) Wochen schon den ersten Zusammenbruch, das ist leider bei dem Stadium normal und er zeigte wieder Atemnot, ab in die Klinik, Meeko erholte sich innerhalb von 30 Minuten dank des Sauerstoffzeltes und es ging einige Tage später wieder Heim. Das Problem war auch zu dem Zeitpunkt die Hitze, die setzte natürlich noch zu. Die Medikamentendosierung wurde nochmal verändert (mehr Dimazon). Zuhause hatten wir keinerlei Probleme, wenn wir abends TV sahen und die Katzen bei uns schliefen, wurde nebenbei die Ruheatemfrequenz gezählt, kein großer Aufwand. Wieder 4 oder 6 Wochen später hatten wir den nächsten Zusammenbruch dank des Wetters, man machte das gleiche Prozedere wieder durch und was war? Ja genau, Meeko ging es wieder innerhalb kurzer Zeit gut.
Wichtig ist zu wissen, dass man ca. 3 Zusammenbrüche (je nach den Abständen) mit macht, man muss aber auf jedenfall reagieren! Die Katze bekommt innerhalb kurzer Zeit immer schlechter Luft und würde ersticken, wenn man nicht eingreift, ES WIRD NICHT VON SELBST BESSER!
Nachdem auch dieser Zusammenbruch überstanden war und wieder alles daheim super war und auch der Kardiologe mit seinem Herzen zufrieden war (soweit man das eben in solch einem Stadium sein kann), lebten wir wie immer. Man vergisst es auch irgendwie ganz schnell.
Im August war dann der 3. Zusammenbruch (natürlich 1 Tag bevor wir mal für 3 Tage in den Urlaub wollten ;) ). Und hierbei fragten uns die Ärzte schon, ob man ihn einschläfern lassen sollte. Der Zustand war mehr als kritisch und er hätte daheim nicht mal mehr ein paar Stunden lang überlebt.
Tja... da war sie also nun die unvermeidliche Frage. In dem Moment, sagten wir beide NEIN. Keine Ahnung warum, aber wir wussten es, das war es noch nicht. Sollte Meeko also nicht auf die Behandlung reagieren, so würden wir ihn einschläfern, aber er war noch nicht soweit. Das war aber auch der längste Klinikaufenthalt, leider.
Meeko kam wieder nach Hause und nun war das Unvermeidliche eingetreten: Der nächste Anfall wäre das Ende. Das nochmal vor Augen zu haben war das Schlimmste, denn damit war es irgendwie noch endgültiger. Und nachdem wir immer nach 4-6 Wochen einen Zusammenbruch hatten, war es irgendwie klar... Mitte Oktober, so dachten wir, wäre es dann soweit.
Meeko überraschte uns alle aber, gut, dass Wetter war auch kälter, ehrlich gesagt, wir dachten, er schafft es noch bis in den Sommer. Es kam aber leider anders. Die SMS kam, er hatte Atemnot, wir wussten es beide und leider konnten wir ihn nicht daheim erlösen. Aber Warten ist hierbei keine Option. Nochmal: HECHELN BEI EINER KATZE IST NICHT NORMAL; DIE ATMUNG WIRD NICHT VON ALLEINE WIEDER BESSER! Wir mussten also den unvermeidlichen Weg antreten. Und das was ich als nächstes schreibe ist nicht einfach und auch nicht schön, aber ich möchte es mir a) von der Seele schreiben und b) ich hätte es lesen wollen, um mich vorzubereiten.
Jeder, der ein geliebtes Tier schon mal einschläfern lassen musste, weiß, wie es von statten geht. Alles beginnt mit einer Narkose, welche dann letztlich überdosiert wird und das Tier schläft einfach ein. Bei einer Atemnot muss ich euch leider enttäuschen, einfach Einschlafen wird euer geliebtes Tier nicht. Leider setzt die Narkose dem Körper noch mehr zu, die Katze wird weiterhin starke Atemnot haben, meist noch brechen, es ist kein schöner Anblick. Der Kampf dauert verhältnismäßig lange. Doch meine Bitte an euch: Es ist absolut schrecklich mit anzusehen, aber bitte lasst euer Tier hier nicht allein. Ich bin mir sicher, dass Meeko wusste, dass wir da sind und wir ihm helfen konnten. Wir haben mit ihm gesprochen, haben ihm gesagt, dass er gehen kann, dass es in Ordnung ist. Es sind Bilder in meinem Kopf, die sind nicht schön, aber ich will das nicht missen.
Und wenn wir ehrlich sind: Die Tränen stoppten als sein Herz stoppte, es war absolut okay, er schenkte uns eine tolle Zeit und es war einfach in Ordnung.
Was kam dann für uns? Nun wir nahmen Meeko wieder mit Heim, Milo sollte sich verabschieden und das war auch gut so. Wir legten Meeko nochmal an seinen Lieblingsplatz vor der Heizung. Wir riefen das Krematorium an und eine liebe Frau holte ihn nach langen Gesprächen ab. 1 Woche später war er dann wieder daheim  :herz

Das Wichtigste, was wir mitgenommen haben:

  • Sofort handeln bei Atemnot!
  • Um eine verlässliche Diagnose zu stellen, muss ein Herzultraschall gemacht werden und das am besten von einem Kardiologen (zu finden hier: http://ig-hgk.de/html/kardiologenliste.html )
  • Medikamente sind unerlässlich! Das bedeutet auch die Organisation der Tablettengabe
  • Es geht um die Erhaltung von Lebensqualität, hätten wir je gemerkt, dass es ihm nicht gut ging, wäre das unser Zeichen gewesen
  • So schlimm es auch klingt: Vorbereitung ist alles. Mir half es ungemein schon nach der Diagnose zu wissen, wen kann ich im Fall der Fälle anrufen. Sogar die Urne hatten wir schon rausgesucht. Macht euch Gedanken über das Danach und auch über die Euthanasie und das Drumherum dessen.
  • Macht euch keine Gedanken über die Prognose, es hieß für uns 3-6 Monate und wir hatten 7 tolle Monate! Genießt jeden Tag!!!

Puh... das war jetzt ganz schön viel Text. Ich hoffe, dass es anderen Haltern hilft.
Ich weiß wie schrecklich diese Diagnose ist und ich wünsche sie keinem. Es ist einfach verdammt scheiße (entschuldigt bitte). Aber nichtsdestotrotz die Behandlung hat sich für uns gelohnt, ja es kostet einiges an Geld, aber das war uns weniger wichtig. Meeko hatte eine tolle Zeit und so blöd es klingt: Wir haben uns lange und ausführlich durch jede Streicheleinheit von ihm verabschiedet.

Wer Fragen hat, kann sich gerne per Mail bei mir melden, ich versuche alles so ausführlich wie möglich zu beantworten.

Wir haben dich lieb Meeko <3